HBR - Astrid Lindgren - Die Menschheit hat den Verstand verloren




 Titel: Die Menschheit hat den Verstand verloren
 Reihe: -
 Autor: Astrid Lindgren
 Sprecher: Eva Mattes
 Genre: Biografie
 Verlag: Hörbuch Hamburg
 ISBN: 9783957130198
 Laufzeit: 385 Minuten
 Preis: 19,99€


Jeder von uns kennt Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, die Kinder aus Bullerbü. Ich würde sogar behaupten die meisten von uns sind mit diesen zeitlosen Kinderbüchern groß geworden. Aber was wissen wir über die Schöpferin dieser Figuren? Astrid Lindgren ist nicht nur ein Name, was Bücher angeht könnte man fast sagen er ist eine Marke. Aber ich habe mir nie Gedanken über ihr Leben gemacht - geschweige denn, dass sie die Schrecken des Zweiten Weltkrieges als Zeitzeugin erlebt hat.
Über so etwas sollte man sich als Kind auch noch keine Gedanken machen, aber jetzt, wo vergangenes Jahr Lindgrens Kriegstagebücher aus den Jahren 1939 - 1945 veröffentlicht wurden, führte für mich eigentlich kein Weg mehr daran vorbei.

Die berühmte Kinderbuchautorin hat in den Kriegsjahren ein Tagebuch geführt. Vornehmlich, so bekommt man den Eindruck, weil sie irgendein Medium brauchte, um all ihre Gedanken zu den beängstigenden, bedrückenden Vorgängen dieser Zeit loszuwerden. Es handelt sich im Wesentlichen also tatsächlich um ein Kriegstagebuch, in dem sie wichtige politische Ereignisse festhielt. Welcher Regierungschef welchen anderen getroffen, welche Maßnahmen sie ergriffen haben, welche Kampfhandlungen es gegeben hat. Aber es ist nicht bloß eine Aneinanderreihung solcher Fakten, die man auch jedem Geschichtsbuch entnehmen kann. Lindgren berichtet auch von den Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Die Nahrungsmittel- und Güterrationierung selbst im neutral gebliebenen Schweden. Wie Kinder aus dem dagegen kriegsgebeutelten Finnland völlig ausgehungert nach Schweden kommen. Wie Soldaten Fürchterliches von der Front, Juden noch Grauenerregenderes  ub Briefen aus dem Konzentrationslagern berichten, die sie im Rahmen ihrer Kriegsarbeit lesen und überwachen muss.
Lindgrens Fassungslosigkeit ist mit jedem Wort, das Eva Mattes sehr eindringlich und gefühlvoll liest, spürbar. Gleichwohl sie sich sehr glücklich schätzt und sich bewusst ist, wie gut es ihr und ihrer Familie im Schweden dieser Zeit noch geht. In all das mischen sich immer wieder auch ein paar private Informationen, auch wenn es ihr beim Schreiben nicht vornehmlich darum ging, ihren Alltag festzuhalten. Aber auch das ist sehr interessant, denn in Kriegszeiten lebt es sich auch in einem friedlichen Land anders als sonst. Die Rationierungen machen den Lindgrens zu schaffen, aber auch die ständige Angst: wann ist Schweden dran? Wann werden auch ihre Häuser ausgebombt, wann hungern auch ihr Sohn und ihre Tochter? Trotzdem bewahren gerade die Einträge über Karins und Lasses Schulnoten oder ein Abendessen mit Freunden einen Hauch Normalität, an den man sich wohl einfach klammern muss, um nicht - wie die Menschheit - den Verstand zu verlieren.

Es ist manchmal nicht leicht zu ertragen, was Lindgren berichtet, aber das macht es ja nicht weniger wahr. Ihre Tagebücher stellen einen besonderen Zeitzeugenbericht dar, den ich jedem ans Herz legen kann, der einen tieferen Eindruck über diese Zeit gewinnen möchte, als objektiv-sachliche Geschichtsbücher ihn vermitteln.

Aussehen: ♥♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
 Sprecher/in: ♥♥♥♥♥




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