Titel: Alice, wie Daniel sie sah
Reihe: Keine
Autor: Sarah Butler
Genre: Roman
Verlag: Droemer
ISBN:978-3426514092
Seitenzahl: 320 Seiten
Preis: 19,99 €
Ich liege da und sehe zu, wie der Himmel dunkler und die Welt schwarz-weiß wird. Meine Hüfte schmerzt, wo sie auf die Erde drückt. Etwas in mir schreit, ich soll aufstehen, mir etwas zu essen kaufen und nach Hause gehen. Aber die Stimme klingt gedämpft, weit weg, und ich sage ihr sowieso, dass ich kein Zuhause habe, zu dem ich gehen könnte.
Für den obdachlosen Daniel ist jeder Buchstabe mit einer Farbe
verbunden. Seit Jahren streift er durch London und sammelt
Papierschnitzel und andere achtlos weggeworfene Dinge in den Farben, die
den Namen seiner Tochter bilden: Eisblau für A, Gold für L, Rosa für I,
Dunkelblau für C, Grau für E - Alice. Daraus formt er kleine
Kunstwerke, die er für sie in der Stadt verteilt. Daniel hat seine
Tochter noch nie getroffen. Bis ihm der Zufall eines Tages ihre Adresse
zuspielt.
Alice ist hingegen ein wahrer Freigeist und nur nach London zurückgekehrt, weil ihr vermeintlicher Vater im Sterben liegt. Plötzlich sieht sie sich mit all dem konfrontiert, vor dem sie versucht hat wegzulaufen. Ihre beendete Beziehung zu ihrem Ex-Freund Kal, den sie noch immer liebt, es aber einfach nicht ertragen kann im Schatten zu leben, weil seine Eltern nicht wissen dürfen, dass ihr indischer Sohn mit einer Frau zusammen ist. Ihr Vater, der ihr etwas sagen will und bei dem sie stets das Gefühl hatte nicht so sehr geliebt zu werden wie ihre älteren Schwestern. Das Haus, in dem sie sich nie zuhause gefühlt hat. Mit all diesen Problemen soll sie auf einmal fertig werden, als auch noch diese kleinen scheinbar zufällig zusammengestellten Geschenke auf der Mauer vor dem Haus auftauchen.
Mitgenommen habe ich das Buch, weil ich es vorher schon einmal in der Hand gehabt hatte und den Klappentext recht interessant fand. Allerdings hat mich die Einordnung des Romans in der örtlichen Bücherei in den Bereich Liebe doch auf eine kleine Liebesgeschichte hoffen lassen. Recht schnell war klar, dass es kaum um Daniel und Alice gehen kann, da er ja ihr Vater ist, doch ich hatte vermutet, dass Kal in Alice Leben noch eine größere Rolle spielen würde. Leider wurden meine Erwartungen dahingehend enttäuscht.
Wie immer empfinde ich es als besonders schwer ein Buch, das am Ende drei rosa Blümchen von mir bekommen wird, zu bewerten. Die Geschichte war nicht, was ich erhofft hatte und hat sich teilweise gezogen, aber auf der anderen Seite ließ es sich gut lesen und die Kapitel waren in einem Maß gehalten, das man auch auf dem Weg zur Uni morgens in der Bahn bewältigen kann. Trotzdem weiß ich kaum groß etwas zu dem Buch zu sagen.
Das Cover finde ich sehr ansprechend und das hat schließlich auch dafür gesorgt, dass ich das Buch überhaupt zur Hand genommen habe. Klare, helle Farben, die ins Auge fallen und im Kopf bleiben. Entsprechend wirkte das Buch so auch wie eine leichte Geschichte über Leben und Liebe.
Die beiden Protagonisten Daniel und Alice wurden von Sarah Butler sehr liebevoll gestaltet und zumindest bei Alice konnte ich die Situation sehr gut mitempfinden und mich in sie hineinversetzen. Bei Daniel fiel mir das deutlich schwerer, vor allem weil ich seine Gedanken über die Farben reichlich verwirrend fand und in einigen Kapiteln gar nicht wirklich verstanden habe, was er sagen wollte. Die Nebencharaktere sind mir hingegen teils etwas zu flach geblieben. Es war recht deutlich, dass sie kaum mehr als Randfiguren waren, die für den Auslöser bestimmter Momente gebraucht wurden. Vor allem ihr Vater, der mit seinem Tod ja schließlich dafür gesorgt hat, dass Daniel Alice überhaupt findet.
Spannung ist in dieser Geschichte nicht wirklich zu erwarten. Hin und wieder ist die Geschichte sogar recht langatmig und meiner Meinung nach unsinnig lang gezogen. Bis zum Ende habe ich eigentlich nur darauf gewartet, dass Alice wieder mit Kal zusammen kommt und dass Daniel ihr endlich die Wahrheit sagt, doch ich wurde enttäuscht und mir erschließt sich bei dem absolut offenen Ende nicht wirklich der Sinn der ganzen Geschichte, doch vielleicht bin ich auch einfach weniger betroffen von der Geschichte und konnte mich deshalb auf das offene Ende nicht richtig einlassen.
Die Geschichte kam mir, wie bereits gesagt, auch nicht immer vollkommen schlüssig vor. Daniel habe ich zum Beispiel nicht verstanden. Trotzdem folgte sie strigide einer Linie, die allerdings am Ende nicht zum Ziel gebracht wurde. Für mich wirkte das Ganze unabgeschlossen. Hin und wieder wurde ich in den Kapitel mitgerissen von den Gefühlen der Protagonisten, gleich darauf wirkte die Geschichte aber wieder eher langatmig. Allerdings mochte ich den Beginn der Kapitel, zu dem die beiden immer unterschiedliche zehn Dinge aufzählten. Zum Beispiel, zehn Dinge wieso Alice ihre Schwester Cee hasst oder zehn Orte, die nach Daniels Meinung, in London etwas ganz besonderes sind.
Insgesamt versteckt das Buch eine solide Geschichte, die zwischendurch unterhaltsam sein kann, mich allerdings nicht vollkommen überzeugen konnte. Als ich andere Rezensionen gesehen habe, kam ich mir fast etwas gefühllos vor, doch mich konnten Daniel und Alice einfach nicht vollkommen erreichen.
Aussehen: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥
Spannung: ♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥
Der Inhalt klingt eigentlich so toll. Schade, dass es dem nicht gerecht wurde. Danke für deine tolle und ausführliche rezension. So weiß man genau auf was man sich einlässt. Sehr schön geschrieben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Vanessa