"Nochmal zum Mitschreiben", sage ich. "Du behauptest jetzt also, dass du mir gar keine 4,95 schuldest?"
"Genau", sagt das Känguru. "Und wenn jetzt zum Beispiel alle so tun, als hätte Berlin keine Schulden mehr, dann hätte Berlin auch keine Schulden mehr."
"Ja", sage ich, "aber warum sollten das die Gläubiger tun?"
"Das ist ja das Schöne daran", sagt das Känguru. "Es reicht, wenn's die Schuldner tun. Wenn sich die alle einig sind - das wären dann nämlich 99,9 Prozent der Weltbevölkerung -, könnten die Gläubiger kommen und sagen: 'Ey, ihr habt Schulden bei uns', und wir stellen uns einfach dumm und sagen: 'Weiß ich nix von...' "
"Hm", sage ich.
"Und jetzt stell dir vor, wenn einfach alle so tun würden als hätte keiner mehr Schulden. Dann gäbe es keine Schulden mehr. Das ist doch irre. Da lässt man die Leute verhungern oder erfrieren, aber nicht weil's an Häusern oder Käsestullen mangelt, sondern nur wegen Hirngespinsten."
"Ja, aber wenn man deinen Vorschlag in die Tat umsetzt, dann würde, glaube ich, das ganze Weltwirtschaftssystem zusammenbrechen", sage ich.
"Umso besser", sagt das Känguru. "Taugt eh nix."
("Die Känguru-Chroniken" von Marc-Uwe Kling, Seite 83)
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