REZENSIONSEXEMPLAR
Broschiert
Erscheint am: 12. September 2014
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3550080579
Seitenzahl: 400
Preis: 14,99€
"Das ganze Leben mussten wir uns anhören, dass alles, was uns zu Frauen macht, das Einzige, was wir wert sind, an diesem Häutchen hängt, und dass wir es in Form eines Schleiers auch auf dem Kopf tragen sollen. Ein Mädchen, das keinen Schleier trägt, kann nicht unberührt sein, denkt man, auch wenn man es nicht ausspricht."
Leila und ihre ältere Schwester Samira sind die Töchter einer finnischen Mutter und eines arabischen Vaters. Sie wachsen zwischen den Kulturen auf und das war eigentlich nie ein Problem für die beiden - bis ihre Mutter nicht nur pro forma wie alle "Ramadan-Muslime", wie sie sie nennt, der Religion ihres Mannes folgt, sondern sie sprichwörtlich päpstlicher als der Papst auslegt. Es dürfen keine Fotos mehr im Haus aufbewahrt werden, denn in einem Haus mit Bildern wird sich nie ein Engel zeigen. Es stehen regelmäßige Kleiderschrank-Razzien an, bei denen gnadenlos alles aussortiert wird, was zu knapp, zu eng anliegend, zu sexy sein könnte. Samira ist erwachsen, packt ihre Sachen und flüchtet vor diesem Wahnsinn in eine eigene Wohnung. Vater Farid schläft lieber bei einem Kumpel auf der Couch, anstatt sich beständig mit seiner Frau auseinanderzusetzen. Nur Leila, die gerade erst fünfzehn wird, kann nicht fliehen. Und so kommen zu den rassistischen Anfeindungen in der Schule auch noch nicht enden wollende Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter über Freiheit, Kleidung, Ausgehen, eben alles, was einem Teenager in der Pubertät wichtig ist.
Eines Tages wird Samira schwer verletzt am Fuße der Treppe ihres Treppenhauses gefunden. Sie überlebt, liegt aber seitdem im Koma. Neben all den alltäglichen Schwierigkeiten verbringt Leila viel Zeit am Krankenbett ihrer Schwester - und fasst den Entschluss, herauszufinden was ihr wirklich widerfahren ist.
Heftig.
Das ist das erste, was mir nach Beendigung dieses Buches durch den Kopf geht. Man begleitet abwechselnd Samira in der Vergangenheit, von ihrem Auszug bis zu ihrem Unfall, und Leila in der Gegenwart, die versucht herauszufinden, ob ihre Schwester nur gestürzt ist oder möglicherweise gestoßen wurde. Beide haben auf ihre Art und Weise mit ihrer Herkunft zu kämpfen. Leila muss in der Schule wirklich krasse Anfeindungen über sich ergehen lassen, die auch weit über das verbale hinaus gehen. Samira rebelliert gegen die strengen Auflagen ihrer Mutter, wirft sich mit ihrer besten Freundin ins Partyleben, tut alles, was nach den Vorschriften ihrer Mutter verboten ist, und weiß am Ende doch nicht, ob es wirklich das ist, was sie will. Leilas und Samiras Mutter möchte, dass sie am liebsten nur mit anderen Muslimen Kontakt haben. Ihre Klassenkameraden oder auch einfach die Leute im Einkaufszentrum grenzen sie genau so aus, behandeln sie oftmals wie beschränkte Einwanderer, obwohl beide in Finnland geboren und aufgewachsen sind.
Ich weiß zu wenig über die religiöse Gesellschaft und gegebenenfalls daraus resultierende Konflikte, um mir ein Urteil darüber zu bilden inwieweit es tatsächlich so zu geht oder nicht. Aber Fakt ist, dass ich im Laufe dieses Buches mehrmals schlucken musste und mich gefragt habe: Wie würde ich damit umgehen, wenn meine Klassenkameraden mich derart mobben und schikanieren würden? Wenn meine Mutter mir dermaßen im Nacken gesessen hätte mit religiösen Ver- und Geboten in einer Zeit, die sowieso für jedes junge Mädchen unheimlich schwierig ist? Über all das haben aber weder Leila noch Samira den Kopf in den Sand gesteckt. Und das fand ich sehr bewundernswert. Man ist selten in einem Buch mit gleich zwei Protagonistinnen gesegnet, vor denen man wirklich irgendwie so etwas wie Respekt empfindet - auch wenn natürlich beide nicht immer einwandfrei moralisch handeln.
In jedem Fall hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht und einen Nerv getroffen. Denn einmal Hand aufs Herz, wer von uns denkt nicht zumindest manchmal in diesen Gruppenbegriffen wie "die Christen", "die Muslime", "die Finnen", "die Araber" und so weiter von anderen Menschen? Da werden schnell alle über einen Kamm geschoren, oftmals gar nicht in böser Absicht, sondern unbewusst.
Johanna Holmström zeigt in ihrem Buch auf, wie schwierig das Leben zwischen den Kulturen wirklich sein kann, wie schwer es sein kann, sich selbst zwischen diesen Stühlen zu finden und für sich ein Selbstwertgefühl zu definieren. Wer bin ich und woran mache ich meinen Wert fest?
Ich habe "Asphaltengel" in wenigen Tagen einfach runter gelesen, denn obwohl die einzelnen Kapitel mehr oder minder Alltagsgeschichten aus Samiras und Leilas Leben erzählen, waren diese doch oft aufwühlend, verstörend oder mitreißend, sodass ich einfach weiter lesen musste. Das einzige, was den Lesefluss gehindert hat war die Tatsache, dass auch in der deutschen Übersetzung eine ganze Menge finnischer Vokabeln und Phrasen einfach mitten im Text stehen, ohne erklärt zu werden. Zwar gibt es hinten ein Glossar sowohl arabischer als auch finnischer Wörter, die verwendet wurden, aber es ist doch ein wenig lästig alle paar Sätze nach hinten blättern zu müssen, damit man überhaupt versteht, was eigentlich gerade passiert.
Nichts desto trotz bin ich sehr sehr froh bei vorablesen.de aus dem Lostopf gezogen worden zu sein und die Gelegenheit gehabt zu haben, dieses tolle Buch im Voraus zu lesen. "Asphaltengel" bekommt von mir verdiente vier Blümchen.
Aussehen: ♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥
Humor: ♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Originalität: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥
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