BR - Robert Low - Raubzug (Die Eingeschworenen #1)








Taschenbuch
Erschienen am: 12. Dezember 2011
Verlag: Heyne
ISBN:  978-3453409057
Seitenzahl: 480
Preis; 8,99€






"Runenzeilen sind wie gewundene, reich verzierte Bänder. Sie gleichen der Weltschlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Eigentlich sind alle Geschichten verschlungene Schlangenknoten, denn nicht immer fängt das Leben mit der Geburt an und endet mit dem Tod. Auch mein eigenes Leben fängt erst mit meiner Wiederkehr von den Toten wirklich an."

Norwegen, 965: Der junge Orm wird mehr tot als lebendig neben dem Kadaver eines weißen Bären gefunden. In der Kehle des Stieres steckt ein Speer. Dass er nur mit mehr Glück als Verstand am Leben geblieben ist, interessiert niemanden. Orm, den Bärentöter, nennt man ihn fortan. Und als solcher wird er von seinem Vater Rurik, der ihn lange Jahre der Obhut einer Pflegefamilie überlassen hat, an Bord der Fjord Elk geholt. Ihre Mannschaft nennt sich die Eingeschworenen, denn sie alle haben einen brüderlichen, unbrechbaren Schwur auf Odin geleistet. Einmal ein Eingeschworener, immer ein Eingeschworener. Wider Willen muss Orm sich nun zwischen seinen rauen und hartgesottenen neuen Waffenbrüdern behaupten. Ihrem Anführer Einar genügt das übliche Plündern entlang der Küsten nicht mehr. Er hat etwas besonderes im Auge: Attilas Schatz. Doch der wäre längst geborgen, wenn es so einfach wäre, heran zu kommen. Es beginnt eine lange und gefahrvolle Reise, die nicht alle Eingeschworenen bis zum Ende überstehen werden. Es beginnt der eine, große Raubzug, an dessen Ende die größte aller Beuten steht...

Nicht nur der Titel, sondern auch das Cover verraten sofort, worum es geht: Wikinger. Diese unbezwingbaren, nordischen Krieger üben wohl auf jeden eine gewisse Faszination aus, und diese wird hier ganz geschickt dadurch verstärkt, dass man das ernste Gesicht des Mannes mit dem Helm nicht wirklich erkennen kann. Durch ihn weckt das Cover die Neugier auf die Geheimnisse, die es vielleicht birgt, ebenso wie es durch das Drachenboot auf aufgewühlter See Abenteuer verspricht. Ich war direkt geködert.
Zentrale Figur dieses Romans ist der junge Orm, der uns die ganze Geschichte aus seiner Sicht erzählt. Der Leser bekommt so viel mehr mit als seine Waffenbrüder der Eingeschworenen. So zum Beispiel, dass "der Bärentöter" den Bären überhaupt nicht heldenhaft zur Strecke gebracht hat. Oder auch, dass er die Hosen ganz schön voll hat in seinem ersten Sturm auf hoher See oder seiner ersten Schlacht. Orm ist zwar der Protagonist, aber er ist nicht der makellos strahlende Held. Er hat Angst, er hat Zweifel, er ist manchmal unvernünftig - ganz wie man es von einem Fünfzehnjährigen erwarten würde, der in eine Horde raubeiniger Wikinger gerät und dessen größte Mutprobe es bis dahin war, Klippen nach Möweneiern abzuklettern. Auch die anderen Eingeschworenen werden mal mehr, mal weniger charakterisiert. Einige bleiben einem in Erinnerung, andere Namen liest man und vergisst sie gleich wieder. Es ist eben einfach unmöglich vierzig Männer gleichzeitig auf dem Schirm zu haben. Aber das ist auch nicht weiter schlimm, denn die Zahl der Eingeschworenen variiert stark. Viele bleiben im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Robert Low versteht es, die Schlachten und die damalige Zeit realitätsnah zu schildern. Und damit meine ich nicht zwingend die historische Schilderung, denn dafür kenne ich mich mit dieser Epoche viel zu wenig aus, aber die zahlreichen Schlachten und Kämpfe fordern ihre Opfer. Die Verluste, die Orm, Einar und die anderen zu tragen haben, erscheinen einem wahrscheinlicher als dass ständig alle wie durch ein Wunder unversehrt aus der Sache heraus gehen. Auch ausgesprochen gut gefallen hat mir, dass Orm auch als Protagonist nicht aus heutiger Sicht moralisch erhaben und ohne Fehl und Tadel ist. Denn viele Autoren historischer Romane neigen sehr dazu, ihre Charaktere die Welt mit heutigen moralischen Maßstäben betrachten zu lassen. Orm dagegen frönt den heidnischen und weiß Gott manchmal regelrecht barbarischen Bräuchen der Nordmänner genauso wie seine Kameraden.
Die Handlung stagniert eigentlich zu keiner Zeit wirklich. Entwicklung folgt auf Entwicklung und führt die Eingeborenen quer über die Landkarte. Manchmal ist es ein bisschen schwierig damit Schritt zu halten und zu begreifen wieso es jetzt von hier nach dort geht, aber im großen und ganzen bleibt der Spannungsbogen damit erhalten. Man wird nicht irgendwo ausgebremst und stehen gelassen, sondern bleibt kontinuierlich im zügig voran schreitenden Geschehen. Dadurch lässt einen natürlich auch nie so richtig der Wunsch los, zu erfahren was als nächstes passiert.

"Raubzug" ist der durchaus gelungene Auftakt zu Robert Lows Saga rund um die Eingeschworenen, der trotz manchmal vielleicht zu großer Handlungsdichte zu packen und mitzureißen vermag. Wer actiongeladene, etwas rauere Geschichten mag, der ist hier auf jeden Fall gut beraten. Ich für meinen Teil war es jedenfalls und vergebe damit gute vier Blümchen.


Aussehen: ♥♥♥♥ 
Charaktere: ♥♥♥♥ 
 Spannung: ♥♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥ 
 Originalität: ♥♥♥♥♥ 
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥ 
 Schreibstil: ♥♥♥♥



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