Gebundene Ausgabe
Erschienen am: 20. Dezember 2013
Verlag: Lübbe
ISBN: 978-3785724828
Seitenzahl: 560 Seiten
Preis: 19,99 €
Seitenzahl: 560 Seiten
Preis: 19,99 €
Wie an so vieles konnte Noah sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte. Er blinzelte und bedankte sich noch einmal. Bei Oscar, Dem Menschen, der sein Leben nach Quersummen ausgerichtet hatte; der ein Dasein im Untergrund vorzog, aus Angst, zu viel CLEAR einzuatmen, das nach seiner Meinung von Geheimorganisationen versprüht wurde, um die Welt zu kontrollieren. Er bedankte sich bei dem Menschen, der in seiner Einsamkeit irgendwann damit begonnen hatte, Geschichten über seine Vergangenheit zu erspinnen; eine Frau und ein Studium zu erfinden. Nicht, um zu betrügen, sondern um sein Selbstwertgefühl zu steigern. Eine verwirrte, gutmütige Seele, die ihn gerettet und gesund gepflegt hatte, in der Hoffnung, einen Schicksalsgenossen gefunden zu haben, mit dem das Leben auf der Straße etwas erträglicher werden könnte [...]
Ohne das Wissen an seine Vergangenheit wacht der Mann in
Berlin in einem Abgelegenen Bereich eines U-Bahn-Schachts auf. Ein Obdachloser
hatte ihm nach einer Schussverletzung das Leben gerettet, in der Hoffnung
vielleicht einen Gleichgesinnten zu treffen. Da der Mann keinerlei Erinnerungen
an sein vorheriges Leben hat - Oscar schiebt das auf den Schock nach der
Schussverletzung - nennt er ihn einfach Noah. Ein Name, der ungelenk in seine
Handfläche tätowiert wurde.
In einer Nacht im U-Bahntunnel sieht Noah schließlich ein
Bild und plötzlich sind da Fetzen von Erinnerungen. Er wählt die Nummer und
kommt so in Kontakt zu Celine. Einer Reporterin einer New Yorker Zeitung, die
gerade mit der Angst um ihr ungeborenes Kind kämpft, als sie mitten in die
Ereignisse um die Suche nach Noah hineingezogen wird.
Doch noch ahnt keiner von den Dreien, dass sie auf ganz
besondere Art mit der überall auf der Welt herrschenden Pandemie, der
Manila-Grippe, im Zusammenhang stehen. Während die Slums und Favelas auf der
ganzen Welt abgeriegelt werden und die reichen die Apotheken und Kliniken
stürmen, um etwas von dem wertvollen Gegenmittel zu bekommen, beginnt für Noah
und Oscar, und auch für Celine, eine gefährliche Jagd durch Europa, auf der sie
von mehr als nur einem Killer verfolgt werden.
Das Cover allein hätte mich vielleicht zu Beginn nicht
unbedingt angesprochen, doch der deutliche Namenszug „Fitzek“ macht natürlich
einen wahren Fan direkt aufmerksam. Wenn man die Geschichte kennt, ergibt auch
die Hand mit den Buchstaben besonders Sinn. Ob dann solch ein Spielkram, wie im
Dunkeln leuchtende Handabdrücke sein muss, sei dahingestellt. Ich fand es recht
lustig, als es mir abends im Bett aufgefallen ist.
Wie immer schafft Fitzek es spannende und mysteriöse
Charaktere zu erstellen, von denen man selbst am Ende nicht sicher ist alle
Geheimnisse zu kennen. Besonders bei Noah mit seiner Amnesie gelingt es dem
Autor immer wieder kurze Informationen aufblitzen zu lassen, die erst am Ende
des Romans das Puzzel wirklich vervollständigen. Doch auch die anderen Figuren
haben eigene Eigenschaften und Gedanken, die sie interessant und vielschichtig
machen. Bei Celine bleibt die Frage, ob es ihrem Baby gutgeht, bei Oscar steht
beständig die Frage im Raum, was hinter all seinen Geschichten steckt und ob er
vielleicht mehr als nur ein Obdachloser aus Berlin
ist.
Durch die Kapitel aus wechselnder Sicht und die Sprünge von
einem Ende der Welt zum Anderen, wird die Geschichte spannend gehalten. Immer
wieder bekommt der Leser nur kleine Einblicke in das große Ganze, das erst am
Ende vollständig offenbart wird. Es gab eigentlich keinen Bereich des Buches,
an dem ich das Buch lieber weglegen wollte, weil die Geschichte langatmig oder
dergleichen wurde.
Die wechselnden Sichten der Kapitel führten auch dazu, dass
ich mich sehr gut in alle Charaktere hinein fühlen konnte und die Emotionen an
Tiefe gewannen. Sogar in den Auftragskiller konnte ich mich einfühlen und habe
mit ihm gelitten. Durch geschickte Nutzung von Worten, schafft es Fitzek zu verschleiern,
wer wirklich der Böse in dieser Geschichte ist und der Leser entwickelt
eventuell Sympathie für Personen, die sich am Ende als böse herausstellen.
Der Schreibstil an sich erinnert im Gegensatz zur
Grundlegenden Thematik wieder deutlicher an einen typischen Fitzek. Treffend
und vielleicht auch an einigen Stellen provokant deutlich formuliert der Autor
die Situationen und die Dialoge seiner Figuren. Nichts wirkt aufgesetzt oder
unpassend. Alles schließt sich zu einem guten Lesefluss zusammen und mit gewohnten
Tricks, wie dem Cliffhanger am Ende der Szenen, schafft er es dauerhafte
Spannung aufzubauen und zu erhalten.
Die Thematik des Buches erinnert mit den
Verschwörungstheorien vielleicht eher an einen Dan Brown, als an Fitzeks andere
Veröffentlichungen, doch trotzdem hat er das Thema auf seine eigene Art
umgesetzt und bearbeitet. Damit hat er eine rundum zusammenhängende Geschichte
geschaffen, in der der rote Faden vielleicht nicht immer zu erkenne, aber doch
am Ende vorhanden war.
Insgesamt ein großartiges Buch, das am Ende einige Fragen
über das eigene Verhalten und das der Menschheit allgemein aufwirft, dabei aber
absolut keine schwere Kost darstellt. Für jeden Fitzek Fan ein Muss und auch
für Freunde von Verschwörungstheorien und wilden Verfolgungen zu empfehlen.
Aussehen: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Originalität: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Originalität: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥♥
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