Titel: In den finsteren Wäldern
Reihe: -
Autor: Richard Laymon
Genre: Horror
Verlag: Festa
ISBN: 978-3865521002
Seitenzahl: 255 Seiten
Preis: 12,80€
Mit denen kann ich es aufnehmen, wenn es sein muss.
Immerhin habe ich schon... wie viele getötet? Jedenfalls reichlich.
Und ich werde noch etliche mehr umbringen.
Sie glauben, dass sie mich jagen. Aber da irren sie sich. Ich bin der Gefährliche. "Gar wohl weiß die Gefahr, Cäsar sei noch gefährlicher als sie."
Verdammt richtig.
Sherri und Neala wollen eigentlich nur einen Camping-Urlaub in den Bergen verbringen. Nach einer unheimlichen Begegnung wie aus einem Gruselfilm machen sie Halt in einem kleinen Kaff, um etwas zu essen. Doch als sie das Lokal verlassen wollen und alle Türen verriegelt sind, beginnt erst der eigentliche "Gruselfilm" für sie. Die Einwohner des Dörfchens berauben sie ihrer Wertsachen und verladen sie auf einen Pickup, mit dem sie in die Wälder gekarrt und an einen Baum gefesselt werden. Kurz darauf bekommen sie Gesellschaft von Lander Dills und seiner Familie, die ein ähnliches Schicksal erfahren haben. Ein kurzer Zwischenstopp auf einer langen Fahrt und schon finden sie sich wie Opferlämmer an Bäume gefesselt im Wald wieder. Und Opferlämmer, das sind sie tatsächlich. Denn im Wald lauert etwas, das nach ihrem Blut und ihrem Fleisch schreit...
Wieder mal hat sich ein Richard Laymon in meine Hände verirrt, der inzwischen Dritte. Schon das Vorwort hat mein Interesse geweckt, denn es stammt von Laymons Tochter, die die Entstehungsgeschichte dieses Buches beschreibt. "In den finsteren Wäldern" ist eines von Laymons frühen Werken und schon vor langer Zeit erschienen, allerdings in einer vom Verlag willkürlich gekürzten und veränderten Version. Laymon selbst sei damals noch zu kleinlaut und scheu gewesen, um diesen Änderungen Einhalt zu gebieten und so kam vor etlichen Jahren ein Buch auf den Markt, das ihn laut Aussagen seiner Tochter den Rest seines Lebens verfolgt hat. Er hätte diese Verstümmelung seiner Geschichte nie zulassen dürfen. Nach dem Tod ihres Vaters hat Kelly Laymon das Original-Manuskript zusammengesucht und in mühevoller Kleinarbeit zusammengefügt. Das Ergebnis ist eine ganz andersartige Story. So enthält diese Fassung die sogenannten Lander Dills Kapitel, die der Verlag gänzlich rausgekürzt hatte. Gut, dachte ich. Das wird spannend. Schauen wir uns mal an, was dieser Meister des Horrors fabriziert hat, das seine Verleger nicht veröffentlichen wollten.
Und was soll ich sagen? Richard Laymon ist wie ein Autounfall. Schon auf den ersten Seiten, bei oben beschriebener unheimlicher Begegnung auf der Straße, die Sherri und Neala haben, dachte ich mir: Ehrlich jetzt? Euch ist DAS passiert und jetzt geht ihr fröhlich essen? Jedem anderen Autor hätte ich für diese total irrsinnige Charakterzeichnung aber gehörig in die - entschuldigt die Ausdrucksweise - Rezension gekotzt. Aber Laymon hat so eine gewisse Art... ich hab mich also erstmal nicht abschrecken lassen und weiter gelesen. Und wie ich es von seinen Büchern gewohnt bin, hat mich die Geschichte ziemlich schnell gepackt und in ihren Sog gezogen. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen, selbst wenn man an vielen Stellen unangenehm berührt ist. Nicht etwa durch die Brutalität des Geschehens, sondern durch die Vulgarität, die Laymon an den Tag legt. Als ich zum Beispiel gelesen habe, wie Lander Dills zwei der Krulls verfolgt, die einen toten Körper durch den Wald zerren, an einen Fluss kommen, die Leiche ablegen und in den Fluss steigen, um Sex miteinander zu haben - und es Lander Dills, der in Todesangst um sein eigenes Leben und das seiner Familie durch diesen Wald irrt, so sehr erregt, dass er an kaum etwas anderes denken kann. Und Laymon wird in diesen Beschreibungen sehr explizit. Das ist es, was ich mit "Autounfall" meine. Man will es eigentlich nicht lesen, aber man kann auch nicht weggucken oder das Buch weg legen. Jedenfalls war mir plötzlich klar, wieso der Verlag die Kapitel mit Lander Dills raus haben wollte.
Ähnlich wenig nachvollziehbar waren für mich Neala und Johnny. Ich sehe ein, dass es der Versuch war so etwas wie eine Lovestory reinzubringen, aber... sagen wir einfach, dass Richard Laymon sich besser auf Blut und Gedärme versteht als auf die realistische Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Es ist fast schon die klassische Laymon-Bewertung. Es gibt von mir drei Blümchen für eine Geschichte, die mich mal wieder an den Haaren gepackt und weiter geschleift hat, obwohl ich eigentlich gar nicht wollte. Kurzweilig und spannend auf jeden Fall, aber eben auch gewohnt vulgär und wenig nachvollziehbar.
Aussehen: ♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥
Haha, ich mag deine Rezension :) "wie ein Autounfall" - sehr schöne Formulierung, kenne ich zwar als Redensart, aber habe sie noch nie in Verbindung mit Büchern gebracht, da passt sie wirklich öfters. Sicher auch für Filme :)
AntwortenLöschenHört sich jedenfalls nach einem Buch an, das sehr gut ins Konzept des FESTA Verlags passt xD Bisher habe ich erst zwei Bücher gelesen, wobei mir eines sehr gut gefallen hat, während ich das andere abgebrochen habe. Ich bin bei Autounfällen literarischer Art meist doch so abgeneigt, dass ich die Passagen ohne mich brennen lasse :D
Liebe Grüße!