Titel: Madame Picasso
Reihe: -
Autor: Anne Girard
Genre: Roman
Verlag: atb
ISBN: 978-3746631387
Seitenzahl: 478 Seiten
Preis: 12,99 €
Was war nun aus ihnen allen geworden? Sie fragte sich, ob sie tatsächlich einmal so jung und sorglos und leidenschaftlich gewesen waren, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie alle hatten sich auf ihre ganz eigene Weise über Konventionen hinwegsetzen wollen. Kühn, wild und romantisch zu sein hatte ihnen alles bedeutet. Ach, aber das war eben die Traumwelt von Paris. Und wie lange war dieser Traum schon verloren.
Als die junge Eva Gouel im Jahr 1911 aus der Provinz nach Paris kommt,
ist sie voller Ehrgeiz und Träume von einem selbstbestimmten Leben. Es
gelingt ihr, im legendären Moulin Rouge ihren Weg als Kostümschneiderin
zu machen. Am Montmartre, inmitten der europäischen Avantgarde, begegnet
sie Pablo Picasso, dem aufstrebenden Stern der Kunstszene, dessen
Anziehungskraft sie sich kaum erwehren kann. Was als leidenschaftliche
Affäre beginnt, wird schon bald zu einer großen Liebesgeschichte. Doch beide erleben nicht nur einfache Zeiten. Schon immer wird Pablo von den Schrecken seiner Vergangenheit heimgesucht und Eva muss erst noch lernen, wie sie damit umgehen soll. Außerdem wünschen sich ihre Eltern auf dem Land ein ganz anderes Leben für die Tochter, die einfach so in die große Welt aufbrach, ohne sich je wirklich zu verabschieden. Der Bruch mit ihren Eltern belastet Eva und doch kann und will sie dem Willen ihres Vaters nicht folgen, denn der wünscht sich einen einfachen, aber guten Ehemann für seine Tochter, während ihr Herz schon seit dem ersten Blick Pablo Picasso gehört.
Als erstes möchte ich mich beim Aufbau Verlag und bei
Vorablesen dafür bedanken, dass mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung
gestellt wurde. Sicherlich wäre ich wohl auch so später im Laden auf das Buch
aufmerksam geworden, doch beim durchstöbern der Internetseite ist es mir gleich
in den Blick gefallen und ich habe mich sehr gefreut es bereits vorab lesen zu
dürfen.
Wer unseren Blog verfolgt, der wird wissen, dass mir das
Cover des Buches gut gefällt, da ich es ja auch einmal für den Cover Monday
genutzt habe. Da habe ich auch bereits erklärt, dass ich ja ohnehin ein Freund
von Rückenansichten bin. Dazu hat das Buch natürlich auch den Eifelturm, der
zusätzlich lockt und die Schriftart, die für den Titel ausgesucht wurde, passt
so wunderbar zu Picasso. Es harmoniert für mich alles sehr schön miteinander
und sticht gerade durch die rote Schrift auch direkt ins Auge.
Bei der Gestaltung ihrer Protagonistin hat sich die Autorin
sehr viel Mühe gegeben. Es ist allein schon schwer einen eigenständigen
Charakter zu kreieren, doch viel schwerer wird es, wenn man einer realen Person
gerecht zu werden versucht. Vor allem, wenn es so wenige Informationen über sie
gibt, wie im Falle von Eva. Aus den Briefen, die erhalten sind, hat Anne Girard
versucht, die Eigenschaften der jungen Frau nachzuzeichnen und ihr so ein
eigenes Leben in ihrem Buch einzuhauchen, das möglichst nah an der Realität
sein sollte. Auch bei Picasso hat sie versucht mit Hilfe von Unterlagen und
Quellen so nah wie möglich die Wirklichkeit abzubilden. Beide Figuren besitzen
ihre ganz eigene Dynamik und beim Lesen wird diese auch immer wieder sehr deutlich.
Obwohl alle anderen Personen im Buch wohl für die große Liebesgeschichte eher
Randgestalten sind, erhalten auch sie ihren Raum, um sich zu entfalten und
näher beleuchtet zu werden.
So tiefgründig wie die Autorin ihre Charaktere gestaltet, so
detailliert geht sie auch auf die Gefühlswelt in ihrem Roman ein. Der Leser hat
wahrlich die Möglichkeit die Anziehungskraft zwischen Eva und Pablo zu spüren
und fast sogar zu greifen. Auch die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung, sowie das
Leid all der anderen Figuren ist nur zu deutlich nachvollziehbar. Gerade die
Furcht vor Krankheit und Krieg und vor den damit einhergehenden Verlusten
verarbeitet Girard sehr behutsam und nachempfindbar.
Insgesamt war der Schreibstil recht einfach und doch
angemessen für die Szenerie, die beschrieben wurde. Besonders gefallen haben
mit die französischen und spanischen Einwürfe der Protagonisten an den unterschiedlichsten
Stellen. Dabei hatte ich Eva und Picasso wirklich vor mir und konnte mir sehr
gut vorstellen, wie Picasso beim Fluchen in seine Muttersprache verfiel.
Einziges Manko waren für mich die Kapitellängen. Die waren sehr durchwachsen
und es gab tatsächlich einige kurze, doch einige waren mir einfach zu lang und
auch die Handlung geriet in diesen Kapiteln hin und wieder etwas ins Stocken. An
sich tat das der ganzen Story auch nicht schlecht, doch es hat mir den
Lesefluss etwas erschwert, obwohl die Geschichte an sich sehr rührend war und
dann auch noch so tragisch zu Ende gehen musste.
Insgesamt ist die Liebesgeschichte von Picasso und Eva sehr
rührend und voller Gefühl geschrieben. Eine seichte, aber mitreißende
Geschichte, über Liebe und das Leben, wie es eben spielt. Einzig die etwas
drögen Passagen am Anfang und die langen Kapitel sorgen für den Abzug der einen
Blumen.
Aussehen: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥
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