Titel: Tabu
Reihe: -
Autor: Ferdinand von Schirach
Genre: Roman
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-05569-7
Seitenzahl: 256 Seiten
Preis: 17,99€
Sebastian von Eschburg verliert als Kind durch den Selbstmord seines Vaters den Halt. Er versucht sich durch die Kunst zu retten. Er zeigt mit seinen Fotografien und Videoinstallationen, dass Wirklichkeit und Wahrheit verschiedene Dinge sind. Es geht um Schönheit, Sex und die Einsamkeit des Menschen. Als Eschburg vorgeworfen wird, eine junge Frau getötet zu haben, übernimmt Konrad Biegler die Verteidigung. Der alte Anwalt versucht dem Künstler zu helfen – und damit sich selbst.
Nachdem ich alle anderen Bücher von Ferdinand von Schirach gelesen hatte, musste Tabu auch irgendwann her, doch ich habe es lang aufgeschoben, weil ich immer wieder hörte, dass es an die Großartigkeit der anderen Titel nicht herankommt und leider muss ich dem zustimmen. Dafür gibt es meiner Meinung nach einige Gründe.
Gerade im ersten Bereich ist die Distanz, welche Schirach grundsätzlich wahrt und auch der knappe, prägnante Schreibstil eher abträglich. Es wirft nur einen fernen und oberflächlichen Blick auf die Kindheit des Mannes, der später des Mordes an einer Frau beschuldigt wird, deren Leiche einfach nicht zu finden ist. Aus den Schicksalsschlägen von Eschburg hätte sicher mehr herausgeholt werden können. Erst im weiteren Verlauf des Buches passt Schirachs typische Schreibweise wieder zu den Ereignissen und liefert so eine spannende Erzählung eines Kriminalfalls, der den Ermittlern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Typisch skurril ist am Ende die Aufklärung, aber irgendwie fehlte mir einfach die Gänsehaut, die ich bei „Der Fall Collini“ noch empfunden hatte.
Auch die Auflösung am Ende hat sich mir nicht vollkommen erschlossen. Deutlicher Vorteil ist aber der Lesefluss, der durch die einfache und knappe Sprache des Autors gefördert wird und kein großes Nachdenken erfordert.
Die Verhandlung wurde letztlich für Schirachs Verhältnisse seltsam oberflächlich abgehandelt und konnte nicht mit dem Mithalten, wie es in anderen Werken beschrieben wurde. Die Protagonisten sind alle eigenständige Personen, die auch mit entsprechenden kleinen Macken versehen wurden, doch es fiel mir dennoch schwer an mancher Stelle das Handeln wirklich nachzuvollziehen.
Insgesamt kein schlechtes Buch, aber längst nicht so gut wie die anderen Schirachs. Wer Fan werden möchte sollte mit einem der anderen Bücher beginnen, die deutlich spannender waren.
Aussehen: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥
Spannung: ♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥
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