Gebundene Ausgabe
Erschienen am: 1. Februar 2011
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3789142895
Seitenzahl: 446
Preis: 16,95€
Zitat:
"Und der Schnee, der im Winter aufs Dach fiel, fiel leise, leise und deckte das Haus zu, den Lehnstuhl, die Bücher, die Kinderstimmen, deckte Anna und Abel zu, deckte die Parallelwelt zu, und alles war endlich sehr, sehr still."
Inhalt:
Anna Leemann steht kurz vor dem Abitur, als sie das erste Mal bewusst von jemandem Notiz nimmt, der schon seit Ewigkeiten etliche Kurse mit ihr zusammen hat: Abel Tannatek, an der Schule besser bekannt als "der polnische Kurzwarenhändler". Das erste Mal seit er an ihre Schule gekommen ist fragt sie sich: Wer ist dieser Junge, der Drogen verkauft, den Deutsch-Leistungskurs verschläft und mit niemandem etwas zu tun zu haben scheint? Annas Neugier ist geweckt und obwohl Abel sich beständig dagegen wehrt, kann er doch nicht verhindern, dass Anna sich in sein Leben schiebt und Teil davon wird. Anna, die sehr behütet aufgewachsen ist, lernt eine ganz andere Welt kennen. Abel lebt mit seiner sechsjährigen Schwester Micha alleine in einer Plattenbausiedlung, seit ihre Mutter verschwunden ist. Lehrern, Sozialamt und Nachbarn erzählt er, sie sei verreist, damit man ihm Micha nicht wegnimmt, er selbst ist nämlich noch keine 18. All diese Ereignisse und Personen verflechtet er für Micha zu einem fantasievollen Märchen, dem Märchen der kleinen Klippenkönigin, das bald nicht mehr nur Michas, sondern auch Annas Geschichte wird. Doch nicht alle Märchen haben ein gutes Ende - wird der Märchenerzähler Anna zum Verhängnis?
Zum Buch:
Bei "Der Märchenerzähler" handelt es sich wieder einmal um ein Buch, das mir von verschiedenen Seiten aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis empfohlen wurde. Und es ist wieder einmal ein Buch, bei dem ich im Nachhinein wahnsinnig froh bin, mich darauf eingelassen zu haben.
Zu Anfang war ich ein wenig befremdet von der für eine 18-jährige doch etwas weltfremden Protagonistin Anna, aber man kommt als Leser schnell dahinter, dass das beabsichtigt ist. Anna sagt über sich selbst, dass sie in einer Seifenblase lebt, in einer behüteten Familie mit guten Noten und ambitionierten Zukunftsplänen. Auf der anderen Seite steht Abel, dessen Mutter verschwunden ist und der neben dem bevorstehenden Abitur für seine sechsjährige Schwester Micha sorgen muss. Die beiden leben in einer Plattenbausiedlung und Abel dealt mit Drogen, damit sie über die Runden kommen. Der Unterschied zwischen den beiden könnte kaum größer sein.
Entsprechend interessant wird die Geschichte, als diese beiden Welten aufeinander treffen. Anna, die Abel nie vorher bewusst wahr genommen hat, wird durch einen Zufall auf ihn aufmerksam und beginnt sich für die Welt außerhalb ihrer Seifenblase zu interessieren. Abel fasziniert sie, gerade weil er sich so sehr dagegen wehrt, sie in sein Leben einzulassen, weil er so wenig Vertrauen in andere Menschen hat, weil auf seinen Schultern eine solche Last ruht. Es hat mich richtiggehend gefesselt mitzuerleben, wie Abels sorgsam errichteter Schutzwall nach und nach bröckelt, wie Anna immer mehr über diesen Jungen erfährt, der niemandes Freund ist. Zwischen den beiden entspinnt sich ein zartes Band, dessen Entstehung so schön mitzulesen ist, dass man zwischendurch einfach mal nur verklärt seufzen möchte. Aber trotzdem ist es alles andere als kitschig - im Gegenteil! Anna und Abel werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, von außen oder von sich selbst. Jedenfalls hat man zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte das Gefühl, das ganze würde sich zu einer Liebesschnulze entwickeln.
Neben der vorsichtigen und zarten Liebesgeschichte baut das Buch aber auch jede Menge Spannung auf. Bereits der Prolog hat bei mir einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlassen und ich hatte während des ganzen Lesens genau das im Gefühl, was Abel Anna mehr als einmal sagt: "Das Märchen geht nicht gut aus." Man wartet beständig auf die große Katastrophe, dass das ganze Kartenhaus in sich zusammenfällt, dass alles eskaliert - und atmet dann erleichtert auf, wenn es doch noch nicht so weit ist. Denn man möchte unbedingt, dass es für Anna und Abel weiter geht. Wenn es nach mir ginge, hätte das Buch gut und gerne nochmal so viele Seiten haben können, einfach damit es nicht aufhört.
Mir wurde prophezeit, dass dieses Buch gehörige Nachwehen haben wird. Und tatsächlich war ich nach dem Ende selbst ein bisschen am Ende - "Der Märchenerzähler" gehört zu den Büchern, dir mich zum Weinen gebracht und einfach jede Menge Emotionen aufgewühlt haben.
Fazit:
Abel erzählt seiner Schwester Micha ein Märchen, während man selbst Abels und Annas eigenes Märchen verfolgt, mit ihnen bangt, sich mit ihnen freut, mit ihnen leidet. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Eines, das nachhallt. Eines, das man nicht bis zum nächsten Monat schon wieder vergessen hat.
Fünf Blümchen für Antonia Michaelis' wirklich tollen Roman - und natürlich eine absolute Leseempfehlung!
Zum Buch:
Bei "Der Märchenerzähler" handelt es sich wieder einmal um ein Buch, das mir von verschiedenen Seiten aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis empfohlen wurde. Und es ist wieder einmal ein Buch, bei dem ich im Nachhinein wahnsinnig froh bin, mich darauf eingelassen zu haben.
Zu Anfang war ich ein wenig befremdet von der für eine 18-jährige doch etwas weltfremden Protagonistin Anna, aber man kommt als Leser schnell dahinter, dass das beabsichtigt ist. Anna sagt über sich selbst, dass sie in einer Seifenblase lebt, in einer behüteten Familie mit guten Noten und ambitionierten Zukunftsplänen. Auf der anderen Seite steht Abel, dessen Mutter verschwunden ist und der neben dem bevorstehenden Abitur für seine sechsjährige Schwester Micha sorgen muss. Die beiden leben in einer Plattenbausiedlung und Abel dealt mit Drogen, damit sie über die Runden kommen. Der Unterschied zwischen den beiden könnte kaum größer sein.
Entsprechend interessant wird die Geschichte, als diese beiden Welten aufeinander treffen. Anna, die Abel nie vorher bewusst wahr genommen hat, wird durch einen Zufall auf ihn aufmerksam und beginnt sich für die Welt außerhalb ihrer Seifenblase zu interessieren. Abel fasziniert sie, gerade weil er sich so sehr dagegen wehrt, sie in sein Leben einzulassen, weil er so wenig Vertrauen in andere Menschen hat, weil auf seinen Schultern eine solche Last ruht. Es hat mich richtiggehend gefesselt mitzuerleben, wie Abels sorgsam errichteter Schutzwall nach und nach bröckelt, wie Anna immer mehr über diesen Jungen erfährt, der niemandes Freund ist. Zwischen den beiden entspinnt sich ein zartes Band, dessen Entstehung so schön mitzulesen ist, dass man zwischendurch einfach mal nur verklärt seufzen möchte. Aber trotzdem ist es alles andere als kitschig - im Gegenteil! Anna und Abel werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, von außen oder von sich selbst. Jedenfalls hat man zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte das Gefühl, das ganze würde sich zu einer Liebesschnulze entwickeln.
Neben der vorsichtigen und zarten Liebesgeschichte baut das Buch aber auch jede Menge Spannung auf. Bereits der Prolog hat bei mir einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlassen und ich hatte während des ganzen Lesens genau das im Gefühl, was Abel Anna mehr als einmal sagt: "Das Märchen geht nicht gut aus." Man wartet beständig auf die große Katastrophe, dass das ganze Kartenhaus in sich zusammenfällt, dass alles eskaliert - und atmet dann erleichtert auf, wenn es doch noch nicht so weit ist. Denn man möchte unbedingt, dass es für Anna und Abel weiter geht. Wenn es nach mir ginge, hätte das Buch gut und gerne nochmal so viele Seiten haben können, einfach damit es nicht aufhört.
Mir wurde prophezeit, dass dieses Buch gehörige Nachwehen haben wird. Und tatsächlich war ich nach dem Ende selbst ein bisschen am Ende - "Der Märchenerzähler" gehört zu den Büchern, dir mich zum Weinen gebracht und einfach jede Menge Emotionen aufgewühlt haben.
Fazit:
Abel erzählt seiner Schwester Micha ein Märchen, während man selbst Abels und Annas eigenes Märchen verfolgt, mit ihnen bangt, sich mit ihnen freut, mit ihnen leidet. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Eines, das nachhallt. Eines, das man nicht bis zum nächsten Monat schon wieder vergessen hat.
Fünf Blümchen für Antonia Michaelis' wirklich tollen Roman - und natürlich eine absolute Leseempfehlung!
Aussehen: ♥♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥
Humor: ♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
Originalität: ♥♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥♥
Umsetzung: ♥♥♥♥♥
hm dein letzter liebling war auch schon total toll und dieser hier klingt echt spannend... mal schauen, wo ich ihn auftreiben kann *ggg
AntwortenLöschenPS: boah ich bin so froh, dass ihr die komische Abfrage rausgenommen habt :-D
Am Anfang hab ich wirklich ein bisschen gezweifelt, ob das was für mich ist. Aber am Ende hat es mich so mitgenommen, dass es doch die richtige Entscheidung war, es weiterzulesen :) Es lohnt sich zu lesen, wie das Märchen ausgeht.
Löschenwerd mein we mit ihm verbringen :-)
Löschenich wurde nicht enttäuscht :D
LöschenPuh, da bin ich aber beruhigt :D Freut mich, dass dir auch dieses Buch gefallen hat <3
LöschenHi Ivy,
AntwortenLöschenich habe das Buch auch gelesen und muss sagen, dass ich deine Begeisterung absolut teile! Man muss wirklich noch lange über die Geschichte von Anna und Abel nachdenken, die oft so poetisch und romantisch und dann doch wieder so grausam ist. Wirklich ein tolles Buch.
Liebe Grüße,
Mareike
Jaa. Oh ja. Poetisch und grausam, ich finde damit hast du es ganz gut auf den Punkt gebracht. Hach. Ich denke es wird mir noch eine Weile nachhängen :)
LöschenSchöne Rezi. Das Buch ist auch noch auf meiner Wunschliste. Muss es jetzt unbedingt mal lesen.
AntwortenLöschenLG und schönes We :)
Nanni
Es lohnt sich wie gesagt auf jeden Fall :) Wünsche dir auch ein schönes Wochenende <3
LöschenHuhu! Ohh, ich fand den Märchenerzähler auch richtig, richtig toll! Nur mit dem Ende hatte ich irgendwie ein Problem...irgendwann hab ich nicht mehr verstanden, warum Anna so handelt, wie sie handelt. Naja, aber das ist echt nur ne Kleinigkeit - der Roman war toll :D
AntwortenLöschenWahnsinn, das ist aber eine lange und ausführliche Rezension. Wenn ich mir die Rezis so anschaue und die Kategorien, dann werd ich ganz neidisch. So viel Zeit stecke ich noch nicht in meine Blogeinträge...
AntwortenLöschenEine echt tolle Rezi! :D
AntwortenLöschenMit dem Buch liebäugele ich auch schon eine ganze Weile. Wenn ich mal wieder große Emotionen bei einer Geschichte brauche, werd ich es mir wohl endlich mal zulegen :D
Was Fitzek angeht kann ich nur sagen, dass ich auch seit dem ersten Buch, das ich von ihm gelesen hab, begeistert bin. Bei mir war es damals "Das Kind", was ich mittlerweile doch eher zu seinen schwächeren Büchern zählen würde (trotzem immernoch toll! ;D ), aber es hat seinen Zweck erfüllt :D
Ich finde rückblickend auch, dass "Das Kind" eher zu den schwächeren Fitzeks gehört :) Aber wenn es dich trotzdem hat ködern können, dann ist ja alles in Butter :D
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