Titel: Wenn du mich tötest
Reihe: -
Autor: Karen Winter
Genre: Psychothriller
Verlag: Droemer
ISBN: 978-3-426-30512-6
Seitenzahl: 316 Seiten
Preis: 9,99€
"Es ist die Bay, Detective", sprudelte es aus ihm heraus. "Sie hat ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Was wir mit uns dorthin mitnehmen, ob gut oder böse, das lockt das Meer aus uns heraus. Das war schon immer so."
Kinlochbervie ist ein verschlafenes, schottisches Nest in den Highlands. Wer hierher kommt, der hat ein Ziel, denn zufällig kommt hier eigentlich niemand vorbei. Die beiden deutschen Touristen Laura und Julian Tahn haben so ein Ziel: die Sandwood Bay. Doch plötzlich meldet Julian seine Frau als vermisst. Detective Gills, der eigens für diesen Fall in seine ländliche Heimat zurückkehrt, ist fest davon überzeugt, dass Laura Tahn nicht vermisst, sondern tot ist. Und der einzige, der ihr etwas angetan haben könnte, ist ihr Ehemann. Dieser weist jede Schuld von sich, doch Gills ist fest entschlossen, ihm den Mord nachzuweisen. Dabei stößt er auf unerwartete Abgründe im Leben zweier Menschen, die sich so nah stehen sollten wie nur irgend möglich...
Der Klappentext von "Wenn du mich tötest" beginnt mit: "Sie lieben sich, und sie hassen sich. Sie sind sich nahe und doch so fern. Sie würden alles füreinander tun, und sie würden einander alles antun."
Karen Winter verspricht in ihrem Roman das Psychogramm einer Ehe und ich fand den Gedanken interessant. Zwei Menschen, die ihr Leben miteinander verbringen und den anderen - vermeintlich - blind in und auswendig kennen, sind in der Abgeschiedenheit dieser atemberaubenden, aber abgeschiedenen Landschaft plötzlich auf sich selbst und ihre Gedanken und Gefühle reduziert. Kein Alltag, kein Job, keine Freunde, die einen ablenken. Nur Julian und Laura und ihre Vergangenheit.
Dazu bekommen wir mit Detective Gills einen überaus sympathischen Ermittler. Natürlich liegen auch in seinem Privatleben einige Scherben herum, die er noch nicht aufkehren konnte oder wollte, aber sie überlagern nicht den eigentlichen Fall, was mir sehr gut gefallen hat. Ich mag es nicht so gerne, wenn das persönliche Drama des Ermittlers alles so einnimmt, dass man sich fragt ob man wirklich noch einen Thriller liest oder ob man den ganzen Kriminalfall im Hintergrund auch einfach hätte weglassen können, um nur die Geschichte dieser einen Figur zu erzählen.
Die Geschichte wird zu Teilen aus den Perspektiven von Detective Gills und Julian Tahn erzählt. Und das hat dafür gesorgt, dass ich bis zur Auflösung nicht sicher war, ob Laura wirklich etwas zugestoßen ist und wenn ja, was. Mal dachte ich: ja, sie ist auf jeden Fall tot. Vielleicht war es ein Unfall. Dann hat Gills mich davon überzeugt, dass es ein Mord gewesen sein muss. Nur ein paar Seiten später, als ich mitten in Julians Gedanken steckte, war ich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob sie nicht vielleicht doch einfach auf eigene Faust verschwunden ist. Zwischendrin habe ich sogar eine richtige Intrige vermutet, ein inszeniertes Verschwinden sozusagen.
Das Ende kam mir ein wenig merkwürdig vor, aber nicht in einer es-macht-irgendwie-die-ganze-Geschichte-kaputt-merkwürdigen-Art.
Karen Winter hat mich mit in mein absolutes Lieblingsland - Schottland - genommen und dabei auch noch eine spannende Geschichte rund um Julian, Laura und Detective Gills erzählt. Ich würde mich sehr auf weitere Fälle des sympathischen schottischen Ermittlers freuen!
Aussehen: ♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥