BR - Holly Black & Cassandra Clare - Magisterium. Der Weg ins Labyrinth





Ich danke Lübbe ONE und Lovelybooks für die Bereitstellung dieses Leseexemplars im Zuge der Leserunde!
Gebundene Ausgabe
Erschienen am: 14. November 2014
Verlag: Lübbe ONE
ISBN:  978-3846600047
Seitenzahl: 332
Preis: 14,99 €






Doch die Worte kamen nicht. Er fühlte sich wie am Rand eines Abgrunds, als wollte sein Körper sich unbedingt in die Tiefe stürzen. Doch sein Verstand verweigerte sich. Wenn er auspackte, was Master Joseph ihm erklärt hatte, würde Master Rufus ihn hassen. Alle würden ihn hassen.

Call ist ein normaler Teenager. Zumindest ist er fast normal. An seiner Schule ist er der Außenseiter, weil er seit Geburt sein Bein verletzt hat und  mehrfach operiert wurde. Leider ohne Erfolg. Deshalb kann er am Sportunterricht nicht teilnehmen und wird von seinen Mitschülern ausgelacht. Sein Leben soll auch weiterhin so bleiben, vor allem wenn es nach seinem Vater geht. Doch er ist eingeladen an der Eisernen Prüfung des Magisteriums teilzunehmen. Hier wird entschieden, ob ein magisch veranlagter Mensch in seiner Magie unterrichtet wird. Von seinem Vater, der ebenfalls ein Magier ist, erfährt Call schreckliche Dinge über die Schule und wird dazu angehalten auf jeden Fall durch die Prüfung zu fallen. Doch alles kommt ganz anders. Call wird aufgenommen und ist sich plötzlich sicher, dass er sein erstes Jahr an der neuen Schule nicht überleben wird. So schlimm wie sein Vater ihm allerdings weißmachen wollte, ist alles gar nicht und bald möchte Call um keinen Preis zurück in sein altes Leben. Nicht einmal, wenn er damit zu einer Gefahr für seine Freunde und die ganze Menschheit wird.

Das Buch hat mich bei der Leserunde vorallem wegen seines Covers angesprochen. Allein, dass es auf dem Kopf immer noch lesbar ist, fand ich bereits spannend. Außerdem wirkt das Schwarz düster und das Ornage hebt sich sehr schön davon ab. Was natürlich im Netz auf dem Bild nicht zu sehen war, war die Einfärbung der Seiten, die alle Bronze schimmern. Leider verliert dieser Effekt sehr schnell an seiner Schönheit. Wenn man das Buch in der Tasche hat und die Seiten mal an einem Gegenstand angeeckt sind, verliert sich an dieser Stelle recht schnell der Glanzeffekt und es sieht dann sehr viel mitgenommener aus, als es eigentlich ist. Ich passe wirklich sehr gut auf meine Bücher auf sonst, doch die Seiten sehen nun tatsächlich recht in Mitleidenschaft gezogen aus.
Die nächste Frage ist natürlich bei der Thematik: Kann das Buch wirklich etwas Neues liefern und hebt es sich von Harry Potter ab?
Die Geschichte allein und auch der ganze Hintergrund klingt doch sehr nach Rowlings Büchern. Es gibt zwar keine Ideologie für reine Zauberer, dafür aber einen Bösewicht, der statt einfach mehr Macht und die Auslöschung der nicht Zauberer, die Unsterblichkeit anstrebt, mehr noch: Er möchte den Tod überlisten und seinen verstorbenen Bruder zurück holen. Auch Call, den die ganze Zeit eine Aura des Auserwählten umgibt, hat durchaus Parallelen zu Harry Potter. Er scheint etwas besonderes zu sein und sein ganzes Leben hat sein Vater ihm nie wirklich etwas über die Magier erklärt oder erzählt. Er weiß nichts über die magischen Kriege und die Vergangenheit, als er ins Magisterium kommt. Trotzdem bleibt dem Buch ein gewisser origineller Teil erhalten, indem Call eben nicht der Auserwählte ist, sondern etwas dunkleres und viel schlimmeres.
Die Ausgestaltung der Charaktere ist den beiden Autorinnen sehr gut gelungen. Keiner der Protagonisten macht in seiner Entwicklung unerklärliche oder unpassende Veränderungen durch und es wird sehr schön deutlich, wie Call sich Stück für Stück in der magischen Welt verliert. Seine Entscheidungen passen zu seinem Charakter. Gerade am Ende des Buches wurde dies für mich besonders deutlich, weil er sich nicht heldenhaft geopfert hat. Das passt einfach nicht zu ihm. Zumindest an diesem Punkt seiner Entwicklung noch nicht. Auch Tamara und Aaron sind beide sehr eigensinnige Personen, die sich ihren Kern erhalten, auch wenn sie sich alle miteinander anfreunden. Ein gelungener Balanceakt.
Die Geschichte wird vom ersten Augenblick an schlüssig verfolgt und ein roter Faden ist durchaus erkennbar, während die Schüler fleißig lernen und sich in den Alltag des Magisteriums eingewöhnen. Was mir dabei aber auf der Strecke blieb, waren ganz klar die emotionalen Tiefen und die Spannung. Gerade im ersten Bereich des Buches, also über die ersten 100 Seiten, gab es für mich kaum einen fesselnden Moment. Die Geschichte plätscherte nach dem mysteriösen Prolog vor sich hin und es fiel mir auch schwer einen Bezug zu Call zu finden. Erst danach nahm die Geschichte etwas Fahrt auf, als Call den Brief seines Vaters im Büro seines Meisters findet. Doch auch dann verstreichen wieder Seiten, die wenig zum Spannungsfluss beigetragen haben. Richtig gepackt hat mich das Buch leider erst auf den letzten 50 Seiten.
Dagegen steht aber der leichte Schreibstil der beiden Autorinnen, die so dazu verleiten, dass das Buch schnell gelesen werden kann und es kaum Verständnisprobleme gibt. Die lockere Sprache und die kurzen Kapitel sorgen für angenehme Lesestunden und bieten auch langsamen Lesern die Möglichkeit in kleinen Abständen zu lesen. Die Geschichte bleibt dabei so leicht verständlich, dass man sich für das Buch nicht viel Zeit nehmen muss, aber die Geschichte auch noch versteht, wenn man nicht jeden Tag zum Lesen kommt.

Insgesamt haben Holly Black und Cassandra Clare eine unterhaltsame Lektüre für Fans von Zauberlehrlingen geschaffen, die durchaus Parallelen zu Harry Potter aufweist, aber vollkommen anders mit der Thematik umgeht. Das Buch ist wirklich zu empfehlen, vielleicht auch noch für jüngere Leser. Allerdings ist es natürlich mal wieder der erste Band einer ganzen Reihe, die noch nicht beendet wurde. Wer also keine weitere Reihe anfangen mag oder wenig Geduld hat auf die Fortsetzungen zu warten, sollte lieber die Finger davon lassen.


Aussehen: ♥♥♥♥
 Charaktere: ♥♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
 Originalität: ♥♥♥
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥
 Schreibstil: ♥♥♥♥ 

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