[Buch] Claire North - Die vielen Leben des Harry August




 Titel: Die vielen Leben des Harry August
 Reihe: -
 Autor: Claire North
 Genre: Fantasy
 Verlag: Bastei Lübbe
 Seitenzahl: 491 Seiten
 Preis: 19,99€







Man behauptet, das Gehirn könne sich nicht an Schmerz erinnern, aber ich behaupte, das ist nicht der springende Punkt, denn mag auch die körperliche Empfindung vergessen sein - die Erinnerung an die Angst, die damit einherging, bleibt uns erhalten, ungemindert.

Wenn Harry August stirbt, wird er wiedergeboren. Aber nicht als etwas oder jemand anders, sondern als er selbst: jedes seiner Leben beginnt erneut in den späten Anfängen des 20. Jahrhunderts. Doch nicht jedes seiner Leben verläuft gleich. Denn bei jeder Wiedergeburt behält Harry die gesammelten Erfahrungen seiner voran gegangenen Leben. Es ist ein langer Weg dies zu akzeptieren. Zunächst glaubt er sich verflucht, dann sucht er in sämtlichen Religionen und Kulten der Welt nach einer Antwort auf das Warum und weshalb es ausgerechnet ihn betrifft. Auf unmöglichstem Weg stellt er fest, dass er nicht alleine ist, dass es andere gibt wie ihn - und dass sie seine Hilfe brauchen. Denn aus der Zukunft, Generation um Generation zurückgereicht, erreicht ihn die Nachricht, dass der Weltuntergang naht - und es ist an ihm, ihn zu verhindern.

Gefangen in der endlosen Zeitschleife des eigenen Lebens, so oder so ähnlich könnte man sich vorstellen, was Harry August erlebt. Wieder und wieder wächst er als Adoptivsohn eines britischen Gärtners auf, muss den Zweiten Weltkrieg miterleben, wird Zeuge des Wettrüstens des Kalten Krieges. Doch so eintönig wie es anfangs klingt, gestaltet sich das Konzept gar nicht. Denn Harry ist nicht an einen linearen Verlauf gebunden. Er behält nicht nur seine Erinnerungen aus seinen vorherigen Leben, er hat auch die Freiheit diese gewonnenen Erfahrungen umzusetzen. Natürlich könnte er, wenn er wollte, alles nochmal genauso machen. Jeder kennt den Spruch "Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, ich würde alles genauso machen". Aber würden wir das wirklich? Harry, der seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, berichtet von seinen mittlerweile unzähligen verschiedenen Leben. Manche Erzählstränge wirken im ersten Moment zusammenhangslos, wie Gedankenschnipsel, die ihm gekommen sind und die er niederschreiben muss, bevor sie wieder weg sind. Das macht es zeitweise ein wenig schwierig zu erfassen, wohin das Buch laufen soll. Was es mit dieser oder jener Geschichte auf sich hat. Am Ende jedoch führen - wie es in einem guten Plot sein sollte - alle Puzzleteile zusammen und zwar auf eine Art, von der man vielleicht ein bisschen gehofft hat es müsste nicht so enden, aber von der man irgendwie doch wusste, dass es so kommen würde. Auch wenn es gerade so klingt soll das überhaupt nicht bedeuten, dass die ganze Geschichte vorhersehbar war, denn das war sie nicht. Ich habe nur die Charaktere im Laufe des Buches so lieb gewonnen, Harry wie auch Vincent, aber auch die vielen Nebenfiguren, dass ich den unvermeidlichen Showdown am liebsten noch weiter hinaus gezögert hätte. Ehrlich, ich hätte noch ein paar hundert Seiten mehr mit Harry und Vincent verbringen können.

Claire North ist im Übrigen ein Pseudonym der britischen Autorin Catherine Webb, die unter diesem Namen vornehmlich Jugendbücher schreibt. Und für jemanden, der sonst "nur Jugendromane" (O-Ton des Bekannten, der mir Harry August empfohlen hat), hat sie mich unheimlich überrascht und für sich und ihre Geschichte einnehmen können. Deshalb gibt es gar kein Vertun, fünf Blümchen für "Die vielen Leben des Harry August"!


Aussehen: ♥♥♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
 Schreibstil: ♥♥♥♥♥



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