BR - Richard Laymon - Die Familie







Taschenbuch
Erschienen am: 11. März 2013
Verlag: Heyne Hardcore
ISBN: 978-3453676251
Seitenzahl: 352
Preis: 9,99€










"Wenn du das nächste Mal eine Höhle sehen willst, May", flüsterte er, "dann kauf dir ein Bilderbuch."

Kyle Mordock und sein Vater betreiben das Mordock Cove Hotel, das direkt über dem gleichnamigen Höhlenlabyrinth liegt. Wer hier absteigt, lässt es sich meist nicht nehmen, auch die Höhlen zu besichtigen, über die man sich eine schaurige Geschichte erzählt. Vor etlichen Jahrzehnten soll hier Kyles Urgroßmutter Elizabeth zu Tode gestürzt sein, weswegen heute nur noch ein Teil der Höhle für die Hotelgäste zugänglich ist. Der übrige Teil ist durch eine dicke Mauer abgesperrt. Als es zu einem Feuer im Hotel kommt, wird eine Gruppe Touristen unter der Führung der jungen Studentin Darcy Raines in dem Höhlenlabyrinth eingeschlossen. Niemand weiß, was sechzig Meter weiter oben passiert ist. Wann die Feuerwehr kommt. Wann überhaupt etwas passiert. Also beschließt die Gruppe, es auf eigene Faust zu versuchen. Hinter Elys Mauer gibt es angeblich einen natürlichen Zugang zur Höhle. Doch sind tückische Spalten und Klippen wirklich das einzige, was hinter der Mauer wartet? Kyle Mordock weiß es besser. Ein seit Generationen gehütetes Familiengeheimnis - und es lauert auf Fleisch...

Wie kann man nicht neugierig auf einen Autor sein, über den der Großmeister Stephen King sagt, dass es ein Versäumnis wäre, ihn nicht zu lesen? Als Fan von Stephen King und jemand, der ab und an ein wenig Horror nicht abgeneigt ist, weder in Buch- noch in Filmform, habe ich also nicht lange gezögert und meine Nase in "Die Familie" gesteckt.
Man begleitet zunächst die junge Studentin Darcy Raines, die im Auftrag der Mordocks Führungen durch das Höhlensystem leitet, um sich ein bisschen Geld zu verdienen. Es ist eine Führung wie jede andere auch und wieder mal ist der gruselige 15-jährige Sohn des Chefs dabei. Der kennt die Führung zwar längst in und auswendig, lässt aber keine Gelegenheit aus, Darcy auf den Hintern zu schauen. Und auch wenn mich die doch etwas vulgäre Sprache an mancher Stelle gestört hat, dieser creepige, pubertierende Junge ist Laymon wirklich gelungen. Ich für meinen Teil hätte lieber mit einem Dutzend anderer Leute in dieser Höhle festgesteckt als mit ihm.
Aber nicht nur Kyle ist ein Problemfaktor da unten. Sobald der Strom ausfällt, drehen natürlich alle ein bisschen am Rad, die Leute werden unsicher, reizbar, ängstlich. Was mir hier sehr gut gefallen hat ist, dass Laymon den Bogen nicht überspannt hat. Ja, es gibt in der Gruppe Reibereien untereinander und ja, einige haben tatsächlich Angst dort unten im Dunkeln. Aber Laymon hat hier an einer Herde hysterisch durcheinander rennender Schafe gespart und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wenn ich mir überlege, wie ich mich selbst verhalten würde, käme das schon ungefähr hin. Ruhig bleiben und auf die Feuerwehr warten.
Wird es deswegen langweilig? Ein ewiges Warten und Nichtstun? Überhaupt nicht! Weil niemand weiß, was den Stromausfall ausgelöst hat und wann das Problem behoben sein wird, kommt Darcy auf die Idee, nach dem natürlichen Zugang der Höhle zu suchen, der hinter "Elys Mauer" liegen soll. Bewaffnet mit einer Spitzhacke macht sie sich mit einer kleinen, ausgewählten Truppe auf den Weg zur Mauer, nicht ahnend, dass hinter deren Entstehung eine noch deutlich dunklere Geschichte steckt als der tragische Tod Elizabeth Mordocks.
Gleichzeitig erfährt man auch, wie sich draußen Darcys Mutter Chris und der Vater eines anderen jungen Mädchens in der Höhle auf die Suche nach ihren Töchtern machen. Auch sie wollen nicht warten, bis die Feuerwehr alles in die Hand nimmt. Und auch sie haben von dem natürlichen Zugang gehört. Auf beide Gruppen wartet dort das Grauen.

Richard Laymon überzeugte mich mit durchaus gelungenen Charakteren und einer trotz wir-stecken-fest-Situation sehr dynamischen und spannenden Story. Allerdings muss ich einfach doch merkliche Abzüge dafür verteilen, dass alles, was auch nur annähernd in eine erotische, zwischenmenschliche Beziehung geht, klingt wie die Verschriftlichung eines drittklassigen Pornos. Ich würde "Die Familie" keinen zart besaiteten Gemütern anempfehlen und mir ist klar, dass Laymon mit dieser teils sehr vulgären Sprache vermutlich einfach versucht hat, einen gewissen Härte-Level zu halten. Mir aber ist das jedes Mal wieder so aufgestoßen, dass es dafür ein Blümchen Abzug gibt. Es bleiben drei solide Blümchen für Laymons Roman und eine Empfehlung für die Liebhaber kurzweiligen Gänsehaut-Horrors, die sich an ein wenig härterer, schmuckloser Sprache nicht stören.


Aussehen: ♥♥♥♥ 
 Charaktere: ♥♥♥
 Spannung: ♥♥♥♥
 Humor: ♥♥♥ 
 Schlüssigkeit: ♥♥♥♥ 
 Originalität: ♥♥♥♥ 
 Emotionale Tiefe: ♥♥♥ 
 Schreibstil: ♥♥


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