BR - Philip Webb - Nur 6 Tage

Gebundene Ausgabe
 Erschienen am: 19. März 2012
Verlag: Chickenhouse
ISBN:
978-3551520319
  Seitenanzahl: 352
 Preis: 16,95 €









Zitat
„’Aber es gibt niemanden sonst! Ehrlich, Sie müssen diese Leute in Ruhe lassen. Die wissen rein gar nichts über das Artefakt.’ Ich habe dermaßen weiche Knie, ich würde mich am liebsten in den Modder werfen und Serowa anflehen. Ich darf die Leute nicht im Stich lassen.“

Inhalt
Cass lebt mit ihrem Vater und ihrem Bruder Wilbur in London. Sie ist eine Räumerin, so wie ihre ganze Familie vor ihr auch. Tag ein Tag aus ist sie damit beschäftigt die Gebäude in London zu durchforsten und Stück für Stück abzutragen, auf der Suche nach dem Artefakt.
Was genau das ist? Das weiß niemand, doch die Russen, die nach dem Krieg die Macht an sich gerissen haben, wollen es um jeden Preis haben. Deshalb räumen seit Generationen die Menschen in London ein Stadtgebiet nach dem anderen, um es zu finden.
Wilbur ist ein aufgeweckter Junge und er ist der Meinung, dass er weiß, wo sich das geheimnisvolle Artefakt befindet. Ein Comic gibt ihm dabei Hinweise, wo er suchen muss. Als der Junge bei einer Schicht verschwindet muss Cass ihn suchen, ehe dem Kommandanten irgendetwas vom Verschwinden auffällt. Sie gerät in das Abenteuer ihres Lebens, bei dem am Ende nicht nur ihr eigenes Überleben auf dem Spiel steht, sondern das Fortbestehen der Menschheit und der Erde selbst.

Zum Buch
Das Äußere des Buches wirkt ziemlich geheimnisvoll und das war es auch was mich an diesem Buch so angezogen hat. Die Skyline mit den zum Teil gerosteten Hochhäusern zeigt wohl das London, wie es Cass kennt und das verlassen da steht und immer mehr zerfällt und abgetragen wird. Über der Stadt prangt wie eine Leuchtreklame der Titel. „Nur 6 Tage“ Eine passende Darstellung als hell leuchtende Erinnerung, denn mehr Zeit bleibt Cass nicht, um die Welt zu retten. Aus diesem Grund finde ich nicht nur die Covergestaltung, sondern auch den Titel sehr passend. Im Inneren wird der Eindruck aber gleich etwas getrübt. Die gewählte Schriftgröße und Aufteilung der Seiten ist zwar für ein Jugendbuch recht typisch und auch wenig störend, doch die Schriftart sagt mir persönlich gar nicht zu. Die Seiten wirken dadurch so abgehakt und weniger flüssig, als wäre das Buch in Times New Roman gedruckt, wie die meisten Bücher. Auf der anderen Seite passt sich diese Schrift an das Thema an. Sie ist eben etwas anderes und verkörpert das Leben in einer anderen Welt.
Die Charaktere muss ich sehr unterschiedlich bewerten. Cass war zu Anfang ein eher platter Charakter, der Power hatte, die aber bei dem Geschriebenen nicht wirklich zu mir durchgedrungen ist. Erst im laufe der Geschichte wurde das besser vermittelt. Die anderen Charaktere erschienen mir ebenfalls etwas flach und ohne Tiefe. Auch bei ihnen musste erst ein Schicksalsschlag oder eine persönliche Geschichte eingebaut werden, damit sie mehr Leben erhielten. Daran ging für mich die emotionale Tiefe auch etwas verloren. Es ist schwer sich mitgenommen zu fühlen, wenn die Gefühle gar nicht wirklich ankommen.
Die Idee und das Thema sind zumindest für mich etwas Neues und auch durchaus gelungen, nur an einigen Stellen für meinen Geschmack etwas zu abgedreht umgesetzt worden. Spätestens als das Raumschiff auftauchte, dachte ich, ich wäre im falschen Buch gelandet. Beginnt die Geschichte ganz so wie die momentan so beliebten Dystopiegeschichten, ist spätestens ab dem Buch eher eine Science Fiction Handlung zu erkennen, die auch im weiteren Verlauf nicht abklingt. Die Idee des Schiffes, das über die Jahre einfach durchdreht finde ich genial, aber irgendwie im Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte und vor allem mit den seltsamen Faltern, die dann die Menschen geschaffen haben sollen etwas too much. Spannung wird während dem Plot durchaus aufgebaut, aber da ich vom Alter her wohl nicht mehr ganz in die Zielgruppe für das Buch falle, fand ich einige Wendungen sehr vorhersehbar. So zum Beispiel die Tatsache, dass ihr Großvater für die Russen spioniert und dann erschossen wird. Trotzdem war ein Spannungsbogen zu erkennen, der sich zum Ende hin weiter zuspitzte.
Der Schreibstil des Autors war für mich hingegen wieder eher gewöhnungsbedürftig. Zwar waren die lockeren Ausdrücke in der Jugendsprache für die Thematik und für den Charakter von Cass passend, aber an manchen Stellen hat genau diese Schreibweise Momente eher zerstört. Wenn ihr Kopf bei einer Annährung mit Peyto Alarmstufe Rot hat, dann ist diese Ausdrucksweise für mich der Romantik eher abträglich. Trotzdem lässt sich das Buch flüssig lesen und gerade die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man die Lust am Lesen nicht verliert.

Fazit
Insgesamt eine runde Geschichte, die durch die Umsetzung der etwas anderen und ungewohnten Thematik überzeugt. Vielleicht nicht unbedingt etwas für Ältere, doch Jüngere, mit Spaß an Abenteuer und neuen Welten, werden ganz sicher Freude beim lesen haben.


Aussehen: ♥♥♥♥
Charaktere: ♥♥♥
Spannung: ♥♥♥
Humor: ♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥
Originalität: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥

 

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