Titel: Augustus
Reihe: -
Autor: John Williams
Genre: Historischer Roman
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-14612-8
Seitenzahl: 473 Seiten
Preis: 12,90€
Ich werde Dir, mein lieber Sextus, keinen meiner Vorträge halten, aber mit den Jahren scheint mir doch immer klarer zu werden, dass die "alten Tugenden", auf die der Römer so stolz zu sein behauptet und auf denen, wie er beteuert, die Größe des römischen Reiches ruht, dass also diese "Tugenden" wie Rang, Ruhm, Ehre, Pflicht und Frömmigkeit uns schlicht unserer Menschlichkeit beraubt haben.
Gaius Julius Caesar ist tot, ermordet von Veschwörern mitten im Senat. Sein Adoptivsohn Octavius ist gerade einmal 19, als er das Erbe seines Onkels antritt. Niemand nimmt den Jungen ernst, der außer dem großem Namen Caesars nichts in der Hand zu haben scheint. Keine Erfahrung, keine Verbündeten, keinen Einfluss und kein Vermögen. Doch nicht nur Caesars Freunde und Feinde, ganz Rom unterschätzt Octavius. In den nächsten Jahrzehnten wird er, der er den Beinamen Augustus erhält, das Römische Reich prägen wie vielleicht kein anderer - aber der Preis, den er für die Sicherheit und Stabilität seines Landes bezahlen muss, ist hoch.
Die Hauptfigur von John Williams Romanbiografie ist - wie der Titel schon verrät - Gaius Octavius Caesar, jener Mann, den sie Augustus nannten. Octavius, der eigentlich nie dazu bestimmt gewesen wäre, Roms Herrscher zu werden, den aber sein Onkel Julius Caesar adoptierte und in seinem letzten Willen zu seinem Nachfolger deklarierte. Wie aber kann man eine so große Persönlichkeit wirklich erfassen? Den Menschen, sowie den Herrscher porträtieren, ohne dem einen oder dem anderen nicht gerecht zu werden?
John Williams hat hierfür die Form des Briefromans gewählt. Urheber des Bildes, das in diesem Buch von Augustus gezeichnet wird, sind vornehmlich andere. Seine Freunde und Gefährten, Berater, Gegner, Dichter, Gelehrte, seine Familie. In kurzen Briefen, Proklamationen oder Ausschnitten aus Memoiren oder in Form von Tagebucheinträgen werden immer wieder kleine Facetten von Augustus aufgezeigt. Entscheidungen, die er getroffen hat, werden in einen alltäglichen Kontext gebettet, wodurch sich die Erzählung sehr natürlich anfühlt. Man hat den Eindruck die Gedanken, Gefühle und Stimmungen zu erfahren und nachvollziehen zu können, die Augustus in seinen Zeitgenossen hevor gerufen hat, ganz anders, als es bei einem epischen Loblied auf einen unfehlbaren Herrscher der Fall gewesen wäre. Hin und wieder gab es kleinere Durststrecken, Briefe, bei denen ich mich gefragt habe was sie nun zum großen Ganzen beitragen sollen, aber letztlich hat jeder einzelne dem römischen Herrscher eine Nuance mehr verliehen. John Williams hat sich dabei nicht auf eine schwarz-weiß Sicht der Dinge beschränkt, also Augustus als den Guten hingestellt und alle seine Gegenspieler als das personifizierte Urböse. So war mir zum Beispiel sein anfänglicher Verbündeter und späterer Gegner Marcus Antonius durchaus sympathisch mit seiner direkten, wenn auch impulsiven Art.
Am beeindruckendsten war für mich dann der letzte Brief des Buches - das erste Mal, das Augustus persönlich zu Wort kommt, am Ende seines überraschend langen Lebensweges.
Auf den ersten Blick schreckt der Roman vielleicht ab durch die Förmlichkeit einiger Briefe, aber es hat sich gelohnt diesen ersten kleinen Widerwillen zu überwinden und ich kann wirklich nur jedem, dem das Buch vielleicht ins Auge fällt, raten dasselbe zu tun. Von mir gibt es jedenfalls fünf Blümchen!
Aussehen: ♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥♥
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