Titel: Unsterblich
Reihe: -
Autor: Jens Lubbadeh
Genre: Science Fiction
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-31731-4
Seitenzahl: 444 Seiten
Preis: 14,99€
Vielen Dank an das Randomhouse Bloggerportal, den Heyne Verlag und seine Pressereferentin Franziska Amann für dieses Rezensionsexemplar!
"Wovor bist du geflohen?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ichweiß es nicht. Vor der Langeweile? Vor dem Gewöhnlichen? Bücher haben in mir solch starke Emotionen hervorgerufen, da konnte die Realität nicht mithalten."
Benjamin Kari ist Versicherungsagent und als solcher überprüft er die Ewigen von bedeutenden Persönlichkeiten auf ihre Authentizität. Denn der Traum der Menschheit hat sich verwirklicht. Der Tod ist nur noch eine Art Formalität, nach seinem Ableben kann jeder, der es sich leisten kann, vom Konzern Immortal einen sogenannten Ewigen von sich erschaffen lassen, der dann auf Basis seiner Lebensdaten sein Leben fortführt und seinen Angehörigen ein Trost ist. Besonders beliebt sind Ewige von berühmten Persönlichkeiten. So sehr sie ihren Vorbildern aber auch ähneln, sie sind gewissen Beschränkungen unterworfen: eine sogenannte Todessperre hält sie davon ab, sich mit allen Ereignissen rund um ihren Tod auseinanderzusetzen und unerwartete Verhaltensmuster werden unterbunden. Doch dann verschwindet plötzlich der Ewige von Hollywoodstar Marlene Dietrich - und gleichzeitig taucht ein ehemaliger Mitarbeiter von Immortal auf und behauptet, Immortal habe Marlene Dietrich ermordet. Die ganze Welt gerät in Aufruhr, denn eigentlich sollen Ewige doch genau das sein: ewig. Das Versprechen auf ewiges Leben bröckelt und ausgerechnet Kari soll der Sache auf den Grund gehen...
Angefangen beim Cover, das mich jedes Mal wenn ich daran vorbei gegangen bin, fast magisch angezogen hat, bis hin zum Szenario, das der Klappentext wirft, hat auf den ersten Blick alles für mich an diesem Buch gestimmt. Und das, obwohl ich überhaupt kein Fan von Science Fiction bin.
Immortal muss man sich als einen Großkonzern wie vielleicht Google vorstellen, der das Monopol auf die sogenannte Ewigen-Technologie besitzt. Jeder Mensch, der es sich leisten kann, trägt sein Leben lang einen sogenannten Lifetracker, der alle möglichen Daten und Erinnerungen aufzeichnet. Nach seinem Tod werden diese Lifetracker ausgelesen und auf Grundlage der ein Leben lang gesammelten Daten wird eine Art Hologramm erschaffen, das den Platz des Verstorbenen einnimmt. Sie erscheinen unheimlich authentisch, als wäre der Mensch noch immer bei seiner Familie, doch berühren kann man sie nicht. Und ihren Horizont erweitern können sie auch nicht - sie werden für immer so bleiben wie sie am Tag ihres Todes waren. Wer es sich nicht leisten kann, kann Immortal praktisch seine Seele verkaufen. Ein Grundeinkommen wird der Familie belassen, alles was darüber hinaus verdient wird, wandert in die Tasche des Konzerns und das das ganze Leben lang. Aber den meisten Menschen ist die Unsterblichkeit dieses Opfer wert.
Am Anfang ist Kari Teil dieser Maschinerie, auch wenn es ihm gar nicht so klar ist. Er arbeitet für eine Tochterfirma von Immortal und ist dabei geradezu blauäugig. Ja, natürlich gibt es da diese Geschichten, aber Immortal würde doch nicht wirklich... Es war spannend Kari auf seiner Reise - oder soll ich lieber sagen bei seinem Fall? - auf den Boden der Tatsachen zu begleiten. Er wehrt sich lange, aber die Hinweise häufen sich und die Journalistin Eva lässt nicht locker, sie zusammenzutragen und Kari zu überzeugen. Gemeinsam mit dem anfangs vermeintlich verrückten Whistleblower versuchen sie das Geheimnis um Marlene Dietrichs verschwundenen Ewigen aufzuklären und riskieren dabei nicht nur die Grundfeste ihres eigenen Glaubens umzustoßen, sondern oft auch ihr Leben.
Eine spannende und auch sehr actionreiche Story, die aber mit kleinen Logiklücken aufwartet. Die Ewigen-Technologie ist noch jung und man merkt, dass Jens Lubbadeh sich viele Gedanken zu Einzelheiten gemacht hat. So können Ewige z.B. nur mit speziellen Kameras aufgenommen werden, was besonders in der Filmindustrie zum Tragen kommt. Ewige von Personen, die aufgrund ihrer frühen Lebensdaten (eben z.B. Marlene Dietrich oder John F. Kennedy) keine Lifetracker tragen konnten, wurden aufgrund von öffentlichem Filmmaterial, persönlichen Aufzeichnungen und Erinnerungen von Zeitzeugen konstruiert. Ewige regieren sogar Länder (Helmut Schmidt ist zum zigsten Mal als deutscher Bundeskanzler gewählt worden). Man kann Avatare zur Arbeit schicken, auch wenn das nicht zum guten Ton gehört. Aber weder Avatare noch Ewige können irgendetwas oder irgendjemanden anfassen - also zumindest ich könnte auf diese Art meine Arbeit nicht machen.
Trotzdem überwiegen die ungewöhnliche und spannende Geschichte die Kleinigkeiten. Diese Geschichte hat alles: Futurismus, raffgierige Großkonzerne, Whistleblower, hartnäckige Journalisten, die die Wahrheit aufdecken wollen. Von mir gibt es dafür vier Blümchen!
Aussehen: ♥♥♥♥♥
Spannung: ♥♥♥♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥
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