Titel: Codename Caesar: Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie
Reihe: -
Autor: Garance Le Caisne
Genre: Sachbuch
Verlag: Beck
ISBN: 978-3-406-69211-6
Seitenzahl: 333 Seiten
Preis: 17,95€
"Die Folter geht darüber hinaus. Das System will dein Menschsein zerstören. Man wusste ja, dass das System verbrecherisch ist, aber in diesem Ausmaß... Baschar al-Assad möchte sein Volk umbringen. Nicht bloß, indem er es körperlich auslöscht. Er möchte es entmenschen."
2013 floh er aus Syrien, gelangte auf gefährlichen Pfaden in den "sicheren" Westen, um endlich offen zu legen, was er zwei Jahre lang unter Einsatz seines Lebens in seiner Heimat Syrien dokumentiert hat. "Caesar", so nennt er sich, war Militärfotograf unter Baschar al-Assad. Früher bestand seine Arbeit darin, Todes- und Unfälle zu fotografieren, in die Angehörige des Militärs verwickelt waren. Doch in den letzten Jahren hat sich seine Arbeit auf kranke Art und Weise verdreht. Die unzähligen Toten, die die Maschinerie der syrischen Geheimdienste wieder ausspuckt, müssen verzeichnet und dokumentiert werden. Caesar fotografierte also plötzlich tote Zivilisten, deren Körper so überdeutlich von Folter und Hunger gezeichnet waren, dass die Bilder, die er schoss, an Fotos nach Befreiung der Konzentrationslager erinnern.
Über einen unerträglichen Zeitraum von zwei Jahren sammelte er jedes einzelne Foto, das seine Kamera machte, und sicherte es als Beweis von Baschar al-Assads Verbrechen gegen sein eigenes Volk. Stets in der Angst, erwischt zu werden und die nächste Leiche mit einer Häftlingsnummer auf der Stirn zu werden. Dann endlich die Flucht in den Westen, das Teilen der Last, die Veröffentlichung von 50.000 Bildern des Grauens. Der Aufschrei und das Entsetzen in unserer "zivilisierten" Gesellschaft sind groß. Und dann... passiert nichts. Die Vereinten Nationen können nur tätig werden, wenn Menschenrechtsverletzungen in einem Staat geschehen, der ihre Verträge unterschrieben hat. Das hat Syrien nicht. Oder wenn alle Mitglieder einstimmig für einen Strafbefehl stimmen. Das tun sie nicht, China und Russland sind dagegen. Und so kann Assad seit drei Jahren weiterhin schalten und walten, morden und foltern.
Garance Le Caisne ist es als einziger Journalistin gelungen, "Caesar" ausfindig zu machen. Er hält sich versteckt, aus Angst vor dem Regime, ernüchtert von dem, was sein Einsatz tatsächlich bewirkt hat. Er hat sein Leben riskiert und seine Heimat verlassen - wofür?
Ausführlich spricht Le Caisne nicht nur mit ihm, sondern auch mit anderen Syrern, die Opfer des Regimes geworden sind, beleuchtet Hintergründe, die aus der Presse gar nicht so klar hervor gehen - und macht fassungslos. Was diese Menschen zu erzählen hatten und wie die Welt auf die Veröffentlichung dieser abertausenden Folterfotos reagiert hat, hat mich einfach fassungslos gemacht. Und wütend.
"Codename Caesar" ist ein Buch, das bis ins Mark erschüttert, ohne zu dramatisieren. Gerade weil Le Caisne sich einer aufgebauschten, theatralischen Schreibweise enthält, entfalten die Geschichten der Überlebenden und Zeugen eine umso mächtigere Wirkung. Auch wenn es nichts für zart Besaitete ist, weil es so schonungslos die Zustände in den Geheimdienstgefängnissen beschreibt, empfehle ich dieses Buch jedem, der glaubt Menschen, die von dort geflohen sind, sollten einfach zurück in ihre Heimat gehen und sich dort um sich selbst kümmern.
Aussehen: ♥♥♥♥
Humor: -
Schlüssigkeit: ♥♥♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥♥
Guten Morgen ihr beiden!
AntwortenLöschenIch lasse euch jetzt schonmal liebe Weihnachtsgrüße da und wünsche euch tolle Feiertage mit lieben Menschen ohne Stress und vielen Geschenken! Kommt gut ins Neue Jahr mit viel Glück, Gesundheit und Lesezeit für 2017!
Liebste Grüße, Aleshanee